Unsere Foto-Wüstenreise in den Süd-Sinai und zur Oase Siwa in der weißen Wüste Ägyptens mit der Freien Kunstakademie AMESCADA Michael Maier
Autorin: Sabine Orlik – Dokumentations-Fotografin
Sonntag, 19.Oktober 2014
Wir gehen auf die Reise.
Alles und alle sind vorbereitet für das große Abenteuer Wüste in Ägypten. Unsere Gruppe ist komplett: Maike, Max, Michael, der Meister, Niklas, Renata, Sabine O, Sabine R, Willi.
Wir sind reisefiebrig und sehr gespannt auf das was uns erwartet. Unser Gepäck ist nicht schwer – wir werden nicht viel benötigen in dieser Welt, die so anders ist als unsere. Und wir freuen uns, dass wir als Gruppe schon jetzt gut zusammen harmonieren und finden im Gespräch und bei Späßen noch intensiver zusammen.
Der Abflug ist planmäßig ab Frankfurt/Main um 15.10 Uhr nach Kairo, Ägypten.
Nach der Ankunft in Kairo haben wir drei Stunden Zeit bis zum Weiterflug nach Scharm el Scheich.
Dann fahren wir ab Scharm el Sheikh 2 Stunden nach Nuweiba durch die stockfinstere Nacht, mit unseren Beduinenführern im Bus.
Es ist unmöglich, irgendetwas von der Gegend zu sehen. Man kann nur Schemen erkennen – Berge? Felsen? Häuser? Wir passieren mehrere Streckenposten: Hellerleuchtete Baracken im Nirgendwo. 3 bis 4 Männer halten das Maschinengewehr im Anschlag. Man weiß genau, dass man beobachtet wird.
Also : Kameras runter! (Michael)
Millionen Sterne leuchten uns den Weg durch die unendliche, weite Nacht. Ankunft in Nuweiba.
Das Abenteuer beginnt.
Montag, 20. Oktober 2014
Es ist Morgen und wir erwachen in einer wunderschönen Hotelanlage am blauen Meer mit Palmen und Sonnenschein.
Leider reicht die Zeit nicht um zu baden, sondern wir machen uns gleich auf den Weg zur Oase „Grünes Auge“.
8:00 Uhr: Nach einem gutem Frühstück, es werden noch schnell Fotos gemacht vom herrlichen Strand, dem wunderbaren Sonnen -und Wolkenhimmel fahren wir ca. 40 Minuten zur Station in den Bergen, wo wir auf unsere Kamelführer treffen. Wir finden unsere Kamele und unsere persönlichen Führer.
Wir brechen auf und wandern durch den Canyon. Andrea meinte, man kann diesen mit Flip Flops bewältigen – sie ja. Wir sind froh an unseren Trekkingschuhen, denn der Abstieg in eben diesen ist sehr schwierig und wir müssen teilweise rückwärts an Seilen absteigen und uns durch schmale Felsspalten zwängen. Da dürfte keiner ein Kilo mehr auf die Waage bringen. Fotomotive gab es genügend, obwohl durch die starken Kontraste von Licht und Schatten sowohl unsere Kameras als auch unser Fotografenkönnen herausgefordert wurden.
Wir fotografieren und filmen dieses für uns erste Highlight recht ausgiebig. Um 12 Uhr treffen wir dann schließlich in der Oase ein. Uns erwartet ein schönes Lager im Schatten mit Kissen und Teppichen. Zum Empfang gibt es schwarzen Tee mit viel Zucker und Bohneneintopf mit frisch gebackenem Fladenbrot. Wir lagern bis 14 Uhr, waschen unser Geschirr gemeinsam in einer kleinen Schüssel (Foto) und bekommen erste Instruktionen, bzw. Informationen von Andrea.
Die Stimmung ist sehr relaxt. Keinerlei elektronische Geräusche stören uns, nur der Wind weht leise und ab und zu hört man Ziegen- oder Eselgeschrei…
Weiter. Steiler Aufstieg zu Fuß über große Felsblöcke hinauf zu einem Plateau, an dem die Kamele mit unserem Gepäck wieder auf uns treffen. Wir reiten jetzt ca. 2 Stunden bis zum Abendrastplatz. Wir befinden uns auf einen Hochplateau in einer talartigen Senke, dort bauen wir das erste Mal unsere Zelte auf, bzw. werfen sie. Sehr hungrig und sehr lange warten wir aufs gute Essen: Hühnchen, Gemüse und Reis. Und um 21 Uhr sind wir dann sehr reif für die Luftmatratze!
Dienstag, 21. Oktober 2014
6:00 Uhr : Sonnenaufgang und Aufstehen. Alles wird eingepackt, das Zelt abgebaut. 7.30 Uhr Frisch gebackenes Fladenbrot mit Frischkäse, Gurken, Oliven, Kaffee, Tee – alles sehr gut und schmackhaft.
Zwei Stunden Kamelritt zum Rastplatz „My Place“ ( so genannt von Andrea und Farrag ) . Die Zelte werden aufgebaut und wir werden zu schönen Plätzen geführt, die wir später dann in aller Ruhe fotografieren können.
Das Mittagessen wird ab jetzt abwechselnd von den Reiseteilnehmern jeden Tag frisch zubereitet. Aus hygienischen Gründen machen wir das, denn wir wissen, dass wir uns unsere Hände gewaschen haben. Es gibt Salat aus Mais, Gurke, Zwiebeln, Knoblauch und Tahinisoße (Sesampaste).
Mittagsrast bis 15 Uhr . Dann kommen die Fotografen wieder zum Zug: Es gibt ein Fotoshooting mit den Kamelen und ihren Führern, die sich für uns malerisch in Pose reiten und uns zu schönen, einmaligen Aufnahmen verhelfen.
Abends wieder Zeltaufbau. Diesmal geht es schon zügiger, weil man nun schon eher weiß, was man wann wo braucht und platziert es dementsprechend im schmalen Zelt. Das Abendessen, gekocht von den Beduinen: Gemüse mit Nudeln und Brühe, was sehr gut schmeckt. Es ist eine wunderbarer Rastplatz auf einer Hochebene mit Abermillionen von Sternen über uns und die zusammen mit den Kerzen für Michael zu seinem Geburtstag besonders hell leuchten. Max und Michael spielen für uns gemütliche Chill-Out -Musik aus dem Handy (!). Die aber oft unterbrochen wird von bestimmten Geräuschen, die wir erst orten und analysieren müssen: Etwas tickt wie ein Schweizer Uhrwerk…. Ja, jetzt. Es sind die Kamele, die die Akaziensträucher abknabbern und dabei dieses Mahlgeräusch erzeugen. Also gar nichts Beunruhigendes Um 22:30 fallen wir ins Bett, bzw. Zelt – wir haben Sternschnuppen gesehen und haben jetzt ein paar Wünsche frei :-)
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Schon vor dem Frühstück nutzen wir die Zeit, die aufgehende Sonne über dem sagenhaft schönen Felsgelände, einer weiten Ebene, umrahmt von Felsformationen, im fotografischen Bild festzuhalten.
Nach dem Packen laufen wir ca. 30 Minuten zu Fuß und reiten dann ca. 2 Stunden auf unseren guten Kamelen bis wir wieder einen Aufstieg von über einer Stunde zum Plateau vor uns haben.
Der Aufstieg ist sehr anstrengend, aber machbar. Sogar die Kamele brauchen vereinzelt eine Verschnaufpause, die ihre Führer ihnen aber gerne zugestehen. Endlich oben angekommen genießen wir eine super Aussicht mit einem von kleinen Wolken verzierten Himmel bis nach Saudi Arabien. Der Wind jedoch bläst wie verrückt und sobald sich die Kamele erholt haben, reiten wir noch einmal ca. 30 Minuten bis wir unser Mittagsrastlager unter einem Felsvorsprung erreichen. Dort stärken wir uns etwas mit Gemüsesuppe und Granatapfel. Dazu gibt es noch ein Fotoshooting mit den Kamelführern und den Kamelen. Michael hat es so arrangiert, dass sie aus der Ebene kommen und so auf die Fotografen zureiten, dass es wie zufällig aussieht. Als alles im Kasten ist, gehen wir ein Stück zu Fuß und reiten dann noch im Ganzen 2 Stunden weiter über einen alten Vulkankrater, der übersät ist von tausend Stücken schwarzer Steinbrocken.
Unser Nachtlager errichten wir in einem Wadi- ein vertrockneter Flusslauf- umgeben von hohen Felsen. Abends haben wir dann wieder die Gelegenheit total kitschige und tolle Sonnenuntergangsstimmungsbilder zu schießen. Die untergehende Sonne verzaubert all die Sandsteinformationen und bringt schöne Kontraste auf der Oberfläche hervor.
Wie so oft warnt uns Michael fürsorglich, dringende Geschäfte bitte fern von Gebüschen und Steinen zu erledigen, da Skorpione und Schlangen und Spinnen diese gerne als Versteck nutzen!!!
Beim Abendessen läuft im Feuerschein eine graue Gottesanbeterin über unsere Schuhe. Wie ein Stöckchen aus Holz erscheint sie, perfekt dem Gelände angepasst. Niklas entlässt sie wieder in die Freiheit der Wüste.
Nach dem Abendessen, bestehend aus Gemüse und Reis, erzählt Andrea dann über die Herkunft der Beduinen und ihre politische Situation. Um 21 Uhr begeben wir uns zu unseren Zelten. Wir scheinen zwar nicht so müde zu sein, aber sowie manche den „Ton“ leiser gestellt haben, fallen wir alle in Tiefschlaf. Heute bewachen uns die Kamele, die sich direkt neben unseren Zelten niedergelassen haben – jedes lagert neben einem kleinen Akazienstrauch, den sie im Laufe der Nacht abkauen und dabei wieder im Rhythmus des Schweizer Uhrwerks schmatzen.
Donnerstag 23. Oktober 2014
Wir wachen früh auf, die Nacht war kalt (das Trinkwasser hatte ungefähr Kühlschranktemperatur, also so ca. 8 Grad. Und – das Kondenswasser tropft von unserem Zeltdach: wohlgemerkt innen! Nach Körperpflege, Packen und Frühstück reiten wir ca. 2 Stunden zur entgegen gesetzten Felskante über die Hochebene. Wir machen uns an den Abstieg über die andere Seite des Bergrückens, der für die Kamele und auch für uns eine große Herausforderung darstellt. Die Kamele finden jedoch klaglos ihren Weg, obwohl auch sie manchmal zögern. Immer wieder genießen wir den Ausblick auf die weite Talebene, die sich jetzt vor uns erstreckt.
Wir erreichen das Etappenziel: ein wunderbares Wadi mit vereinzelt stehenden großen Akazien. Im Schatten einer besonders schönen erzählt Andrea über diese Pflanzen: sie sind Dornwurzler, die ihr Wasser aus der Tiefe ziehen. Die Babyakazien sind beliebt als Delikatesse bei den Kamelen, die es gekonnt verstehen, die spitzen Dornen beim Fressen auszusparen. Die Früchte der Akazie dagegen werden von den Frauen gesammelt und an die Ziegen verfüttert. Die Früchte selbst haben eine Salzschicht: d.h. es muss eine Weile regnen, damit diese abgewaschen wird, erst dann keimt der Samen.
Hier treffen wir unsere Kamele wieder und reiten noch ca. 45 Minuten bis wir unseren Rastplatz in einer schönen kühlen Felsschlucht finden, wo wir uns von dem brütend heißen Ritt durch die absolut karge Wüste erholen können. Dazwischen haben wir noch einmal die Gelegenheit, die Kamelkarawane in dieser kargen felsreichen, ursprünglichen Landschaft zu fotografieren.
Wir genießen wieder frisches Brot, Frischkäse, Sardinen und Oliven… Spannende Fotos sind angesagt in dieser Schlucht, die ihre Schatten und Lichtspiele an uns verschwendet. Wir werden zwar jetzt alle von tausend Hornissen umschwärmt, die uns aber nicht sehr interessant finden. Wahrscheinlich sind wir schon jetzt von einer gewissen Duftaura umgeben. Ankunft im Nachtlager um 17 Uhr – umgeben von hohen Felsformationen stellen wir unsere Zelte auf. Der Lagerplatz wird von den Beduinen hergerichtet und nachdem Max uns einen Schluck Gin (natürlich nur zur inneren Desinfektion) verabreicht hat, freuen wir uns wieder aufs Abendessen.
Am Feuer erzählt dann Andrea eine weitere Geschichte über die Beduinen. Diesmal geht es um die Liebe, Familie und Kindererziehung. Die Frauen haben nichts zu sagen, sie warten auf den Mann. Männer haben mehrere Frauen und die Frauen in Ägypten sind zu 80% beschnitten. Deshalb sind die Araber anscheinend an europäischen Frauen interessiert, da sie wissen wollen, wie es mit ihnen ist. Kindererziehung dagegen ist schwer, da sie nicht auf die Mütter hören – sie lassen sich nichts sagen, da diese auch sehr inkonsequent sind. Die Frauen sind immer zuhause, deshalb schließen sie sich zusammen. Sie sind sehr laut miteinander, was bedeutet, dass sie wenigstens in ihrer Gruppe etwas gelten wollen und sich so Gehör verschaffen können und wollen.
Im Anschluss an Andrea‘s Bericht hat Farrag Rätsel an uns gestellt, die wir unter Gelächter dann schließlich gelöst haben. Es ist eine sehr stimmungsvolle Stunde am Lagerfeuer. Obwohl es recht kalt ist halten uns Kapuze und warmer Pulli warm. Um 21 Uhr fallen wir wieder ins Bett. Dort ist es warm und bequem – fast wie zuhause… Man ist sehr froh sich abends flachlegen zu können, wenn man um ca. 5-6 Uhr aufsteht und dann den ganzen Tag mit nur wenigen Pausen an der frischen und reinen Luft unterwegs ist. Es ist wahrscheinlich auch einfach so, dass wir uns jetzt wieder an den natürlichen Tag-und Nacht-Rhythmus gewöhnen – wir stehen mit der Sonne auf und gehen kurz nach Sonnenuntergang zu Bett.
Freitag 24. Oktober 2014
Aufstehen um 5 Uhr – Frühstück 7 Uhr. Dazwischen alles packen, Morgentoilette machen wie gehabt und alles für die Kamele bereitstellen. Fotoshooting mit unseren Kamelen und deren Führer. Es ist eine schöne Erinnerung alle Führer auf einem Bild zusammen zu haben. Jeder ist eine Persönlichkeit, die Gesichter gegerbt von harter Arbeit, Entbehrung, Sonne und Wind. Die Kamele haben ebenso ihre eigene Ausstrahlung und Charaktereigenschaften und können leicht voneinander unterschieden werden. Wir verlassen das Camp auf den Kamelen und sind ca. 1 Stunde unterwegs über die Hochebene bis zum Eingang einer Schlucht. Dort gibt es eine Quelle – die Wassermenge ist zwar gering, aber einer unserer Beduinen nutzt glücklich und strahlend die Gelegenheit zum Baden, bzw. Waschen in der spärlichen Wasserpfütze. Weiterer Aufstieg über hohe Felstreppen aus verschiedenen Gesteinsarten: Basalt , Granit, Sandstein. An unserem Weg wachsen Kürbisse, obwohl es fast kein Wasser gibt. Auf der Höhe warten dann wieder unsere Kamele, die einen anderen, weniger steilen Weg gegangen sind. Wir rasten und genießen Fladenbrot, Tsatsiki, Tee, Kaffee und Granatapfel zum Dessert.
Gut, dass wir einen Schattenplatz am Riesen-Felsblock erhascht haben, obwohl der Temperaturunterschied zwischen Sonne und Schatten uns bald frösteln lässt. Die Akustik hier ist ausgezeichnet und man kann von jeder Stelle aus hören was in 100 Metern Entfernung geflüstert wird.
Von dort aus machen wir uns mit der ganzen Gruppe auf zu einer von Andrea ausgesuchten Schlucht, die sehr reizvoll zum Fotografieren sein soll.
Es ist 14 Uhr und die Sonne steht hoch. Wir wandern 45 Minuten über felsiges Gelände, kein Schatten, kein Windhauch, der auch nur etwas abkühlen könnte.
Am Eingang der Schlucht erkennen wir Fotografen, dass die Motive nicht das hergeben, was wir erwartet haben und lassen uns lieber im Schatten nieder, wo wir auf die Rückkehr der restlichen Gruppe warten.
Weitere 45 Minuten zurück zum Lagerplatz, während denen wir bei mindestens(!) 50° Celsius schier einen Hitzschlag bekommen. Wir kehren der verlassenen, einsamen, wunderschönen Wüste den Rücken und nähern uns unserem Nachtlager, das direkt neben der Hauptverkehrsstraße an einem Müllplatz liegt. So werden wir wieder an die Zivilisation gewöhnt. Es ist die letzte Übernachtung mit unseren Kamelen.
Samstag , 25. Oktober 2014 , 4:45 Uhr
Der erste Reißverschluss zippt. Das Rascheln der Plastiktüten verrät allen die noch schlummern, was nun kommt…. Die Morgentoilette…Aufbruch um 7.30. Unser Gepäck wird in die inzwischen eingetroffenen Minibusse verladen .Nun heißt es Abschied nehmen von unseren Kamelen, die uns die letzten Tage so treu begleitet haben. Eigentlich sind diese Tiere Dromedare, sie alle gehören zur Art der Kamele. Sie schwanken nicht, wie man es oft gehört hat, man wird weder schwindlig noch wird es einem übel. Es ist ein total entspanntes Reiten auf den warmen und bequemen, jedoch recht versifften Decken der Beduinen.
Die Tiere halten zwar alle paar Meter an, um sich mit den wahrscheinlich verlockend gut schmeckenden Kräutern und Sträuchern vollzufressen, aber uns bringt es die totale Entschleunigung, da wir keine Chance haben, das Tier davon wegzulocken, geschweige denn, es zu einer höheren „Reisegeschwindigkeit“ zu bewegen.
Wir fahren jetzt vom Lagerplatz auf einer der wenigen Straßen im Süd Sinai ca. eine halbe Stunde zu Ahmeds Haus. Andere Kamele bringen unser Gepäck und das Mittagessen zum Haus von Ahmed. Dort war auch unser restliches Gepäck für die Oase Siwa zwischengelagert. Hier werden die nun ausgewechselten Kamele wieder beladen und in der Zwischenzeit dürfen wir das Haus von Ahmed und seiner Familie besichtigen. Wir wandern nun ca. 2 Stunden durch das Holy Valley hoch zum Mosesberg. Ahmed, der Naturheildoktor und Kräutermann, erklärt uns die einzelnen Stationen. Wir durchwandern die steinige Schlucht, die schwer zu gehen und anstrengend ist, weil es sehr große Felsbrocken, bzw. Stufen sind, die wir bewältigen müssen, wir aber mit wunderbaren Ausblicken und Fotomotiven belohnt werden. Wir erreichen die Oase von Ahmeds Freund wo wir Mittagsrast unter schattigen Bäumen halten. Salat aus Gemüse-Gurken-Thunfisch und zum Nachtisch frisch geschnittener Obstsalat aus Orangen, Bananen, Äpfeln und Granatäpfeln verwöhnen uns. Max gibt als Leckerli noch einen Schluck Gin dazu. (Gin ist übrigens ein sehr guter Bakterienkiller im Magen.)
http://de.wikipedia.org/wiki/Katharinenkloster_(Sinai)Es geht weiter aufwärts bis ca. 1992 Meter Höhe auf den Mosesberg. Ein Blick zurück und was sieht man für ein Schild: DANGER! Ja, es war schon recht happig.
Wir haben unser Nachtlager erreicht. Angekommen sind die Jungs noch nicht müde genug und wollen den Gipfel des Mosesbergs erklimmen um die Gelegenheit des Sonnenuntergangs dort zu erleben und diesen in Fotos für die Ewigkeit festzuhalten. Also los mit Riesenschritten und dem jungen Führer Muhamad, der den Weg wie seine Westentasche kennt. Die 350 Meter Aufstieg zum Gipfel lohnen sich, da ein großartiger Ausblick über die Ebene und die umgebenden Gebirge im Sonnenuntergang die Mühe wert sind.
Die Zelte werden heute von den zurückgebliebenen Frauen „geworfen“. Alle sind wieder zusammen – nur unser Meister liegt mit Magen-Darm-Grimmen im Zelt.
Das Nachtlager mit Abendessen wird uns in einem wunderschönen „Patio“ mit drei uralten Bäumen bereitet. Vom großen Lagerfeuer und Kerzen in abgeschnittenen Wasserflaschen erleuchtet, servieren sie uns ein sehr schmackhaftes Abendessen, bestehend aus arabischem Reis (Reis mit kleinen in Butter gebräunten Nudeln) mit geschmortem Lammfleisch. Dazu gibt es Kräutertee, Hibiskus-Tee aus Ahmeds eigenem Kräutergarten… absolut BIO!
Unter dem herrlichen Sternenzelt, mit himmlischer Ruhe ringsumher, lauschen wir dem Gitarrenspieler, der begleitet vom Klatschen und Singen der anderen Beduinen, uns mit original arabischen Liedern der Beduinen erfreut.
Sonntag , 26. Oktober 2014
4:30 Uhr – Wecken für den Sonnenuntergang, für alle die nochmal auf den Berg wollen. Renata macht´s zum 2. Mal. Respekt, Renata!!!
Die Nacht war eisig kalt auf ca. 2000 Meter Höhe, die wir aber mit der vom Meister empfohlenen Fleece Bekleidung gut gewärmt überstanden haben. Zur Morgentoilette gibt’s wieder Wasser in Kühlschranktemperatur, brrrr! Das Frühstück in der sofort wieder aufwärmenden Sonne bietet Rührei mit Paprika, Tomate, Frischkäse, Feigenmarmelade und frisches Fladenbrot. Sehr lecker! Jetzt kommt der Abstieg zum Katharinenkloster. Es sind 45 Minuten vorgegeben. Wir brauchen jedoch 1,5 Stunden! Wir fotografieren jeden Grashalm und Felsbrocken… es ist so fotogen alles hier…Zu Beginn sind die steilen hohen Stufen noch gut zu bewältigen, aber mit der Zeit schwächeln die Beinmuskeln doch sehr… Ich habe hier übrigens meine persönliche Grenze erfahren. Herrliche Ausblicke, Pflanzen aller Art und Schmetterlinge erfreuen unser Auge in der Steinwüste, die wie von Riesenhand ausgeschüttet wirkt .Erschöpft kommen wir unten an – jedoch eine von Max ausgegebene eiskalte Dose Bier für 4 (!) lässt uns schnell wieder lachen.
Unsere Minibusse erwarten uns und wir fahren zu Salinas Haus. Dort werden in einem Frauenprojekt erstellte Handarbeitswaren wie Kissen, Taschen, Schals, Tücher mit Pailletten und Perlen verziert, verkauft und wir können endlich unsere Reisekasse etwas erleichtern. Nach einem Glas Tee und Händewaschen mit richtigem Wasser und Seife geht es weiter zu Ahmeds Haus, in dem wir schon zum Mittagessen erwartet werden. Es gibt arabischen Reis und Bohnengemüse, geerntet in Ahmeds eigenem Garten. Danach frischer Obstsalat, Kaffee, Tee und Datteln. Wir bedanken uns bei unserem jungen Führer Muhamad für die gute und einfühlsame Begleitung über die oft schwierigen und steinigen Auf- und Abstiege, von den Beduinen und dem Süd-Sinai.
Wir packen unsere sieben Sachen und fahren zurück Richtung Flughafen Scharm el Sheikh – 3 Stunden Fahrt über die Autobahn in die immer heißer und steiniger werdende Gegend.
Wir erreichen Scharm el Sheikh und checken ein für unseren Flug nach Kairo. Nun lassen wir die Einsamkeit und Ursprünglichkeit der Wüste endgültig hinter uns und tauchen wieder ein in die „Normalität“. 19:15 Uhr. In drei Reihen hintereinander werden die „Wüstenreisenden“ platziert – vielleicht um die „Duftwolke“ konzentriert zu halten? Ja, und dann ziehen wir auch unsere Schuhe aus – und nein, das Flugzeug ist nicht in Duftwolkenturbulenzen geraten
Abholung am Flughafen von unserem Guide, der uns ins Happy Hotel begleitet durch das nächtliche, reichlich smogverhangene und noch immer 26 ° warme Kairo. 22.00 Uhr Einchecken und Treff zum Abendessen a la carte: Die Karte besteht aus Gemüsesuppe und gegrilltem Hähnchen mit Pommes. Da fällt die Wahl bei dieser riesigen Auswahl natürlich schon sehr schwer….
Da die Dachterrasse leider keine freien Plätze zum Blicken über Kairo bietet, machen wir Fotografen mit unserem Michael, der natürlich noch topfit ist (wir aber auch) einen nächtlichen Rundgang ums Hotel bis 1:30 Uhr. Spezielle kleine Geschäfte sind noch geöffnet, vor allem die vielen Bäckereien, die am nächsten Morgen ihre Waren an die Hotels und die vorbeieilenden Berufstätigen verkaufen. Wir schießen in einer davon einige Fotos von der Location und dem Herstellungsprozess der knusprigen Backwaren, die wir dann natürlich auch auf Vorrat kaufen für die morgige Fahrt nach Siwa. Preis für 500g Knabberbrot : 0,50€. Zum guten Abschluss nehmen wir einen Chai-Tee in einer superdreckigen, dafür sehr authentischen Tee-Bar ein. Hier erfreuen sich ausschließlich männliche Ägypter bei immer noch sehr angenehmen Temperaturen am Karten- und Würfelspiel, rauchen Shisha oder führen einfach angeregte Gespräche miteinander.
Nachdem wir so absolut notwendige Kosmetikartikel wie Nagellack und Haarspray erstanden haben gehen wir an wilden Hunden und Bergen von Unrat zurück in unser Hotel, wo wir um 2:00 Uhr ins Bett fallen.
Montag , 27. Oktober 2014
Abfahrt 8.30 Uhr nach Siwa im großen Reisebus (ca. 40 Plätze für 14 Personen) – den Platz nehmen wir auch gerne in Anspruch, da die Fahrt sehr lange sein wird.
Kairo verabschiedet sich diesmal wieder Smog- und Dunstverhangen. Die 21- Millionenstadt ist jedoch schon sehr wach und höchst lebendig. Aber Achtung: Autos halten auf keinen Fall für menschliche Wesen!
Die Straßen sind sehr verstopft von der morgendlichen Rushhour und nach einer Stunde sind wir endlich auf der Autobahn. Zu unserer Sicherheit begleitet uns ein bewaffneter Polizist (!).
Fahrtunterbrechung an einer Raststätte. Wir decken uns ein mit Cola, Knabberzeug und einer Spielesammlung.
Mittagsrast 16:00 Uhr. Mitten im Mückenschwarm und auf total versifften Teppichauflagen auf den Tischen, verspeisen wir mit relativ geringem Appetit die von Andrea gekauften Speisen wie Scheibletten, Datteln, trockenes Bot. Dieses Mittagessen in diesem „Ambiente“ scheidet die Geister in unserer Gruppe: Eklig bis erlebenswert. So dreckig spiegelt dieser Ort absolut authentisch die hygienischen Verhältnisse Ägyptens wieder. Müll, Abfälle, Dreck und Staub, verwahrloste Hunde und Katzen. Die Menschen jedoch sind überall sehr freundlich und nett. Und wir gewöhnen uns jetzt eben auch an die Verhältnisse. Man wird bescheiden und anspruchslos, vor allem wenn man aus der verhältnismäßig sauberen Wüste zurückkehrt.
Weiterfahrt . Endlose Weiten. Die schnurgerade Straße führt durch gleichförmige und steinige Gegend. Der ganze Landstrich ist durchzogen von verstreutem, vom Wind verwehtem Müll, ist gesprenkelt von bunten, zerfledderten Mülltüten. Es ist ein sehr trauriger Anblick. Die Entfernung von Kairo nach Siwa beträgt lange 700 km. Wir sitzen im Bus. Unterhaltungen, Späße, kleine Schläfchen, mancher Fotoschuß aus dem fahrenden Bus, Nachhängen der eigenen Gedanken, vertreiben die Langeweile der vorbeiziehenden Landschaft.
Weiter. Die Sonne versinkt. Eine Pinkelpause verschafft den Fotografen ein paar schöne Schüsse vom Sonnenuntergang in der Einöde. Weiter. Es ist Nacht und wir sind noch weit entfernt von Siwa. Schlafen. Dösen. Leise Gespräche. Nur das nächtliche Himmelszelt mit den unermesslichen Sternen begleitet uns. Es begegnen uns kaum andere Fahrzeuge. Mit gemächlichen 70km/h schaukelt unser Bus dem Ziel entgegen. An mehreren Polizei- bzw. Kontrollstationen wird der Bus von Polizisten mit Gewehren im Anschlag kontrolliert. Ich empfinde jedoch keine Angst, sondern fühle mich eher sicher. Der uns begleitende Polizist ist sozusagen unser „Passierschein“. Er erhält in regelmäßigen Abständen Anrufe auf sein Handy, die immer kürzer werden, je mehr wir uns Siwa nähern. Bald sieht man die Lichter der Oase.
Ankunft endlich um 21:45 Uhr in Siwa. Wir beziehen unsere Zimmer und genießen ein Abendessen auf der offenen Terrasse eines Hotels, das den Blick auf Siwa freigibt: Unser erster Eindruck von der Oase Siwa am Abend: sehr laut, sehr bunt, sehr geschäftig und quirlig und sehr gastfreundlich.
Dienstag , 28. Oktober 2014
Erwachen in der Oase. Wir sind in einer zentral gelegenen Hotelanlage mit sehr schöner Gartenanlage untergebracht. Ein Pool, verstreut im Schatten liegende Ruheplätze, verschlungene Wege, blühende Pflanzen, viele kleine wilde Katzen – alles lädt zum Verweilen ein. Leider hat die Anlage zu diesem Zeitpunkt sehr wenige Touristen – nur uns 14. Wir wollen nach dem reichhaltigen Frühstück die Stadt erkunden. Bank, Touristenbüro, eine grobe Orientierung über Lage und Größe der Stadt, sind die ersten wichtigen Grundlagen, mit denen wir vertraut gemacht werden.
Die Stadt ist für mich absolut beeindruckend und überraschend. In vieler Weise ist hier die Zeit einfach stehengeblieben. Die kleinen, mit vielfältigen verschiedenen Waren bestückten Geschäfte sind bunt – kein Chrom und Glas – vollgestopft mit allem was man sich vorstellen kann. Alles was wir in unserer Welt schon verloren haben, gibt es hier noch in Hülle und Fülle. Wie wunderbar. Angefangen beim Kiosk voller bunter Getränkedosen, Knabberzeugs, Lollis, Bonbons, Kosmetikartikel, Seifen, Grundnahrungsmittel usw. usw. über Lädchen mit touristischem Angebot von Schals, in allen Farben des Regenbogens über traditionelle in Handarbeit, von den Frauen bestickte Kleidung, bis hinzu Baumwoll- und Kamelhaardecken und Sitzkissen. Es gibt kleine, nur etwa 4m² große Werkstätten, in denen man Kunsthandwerkern zuschauen kann wie sie aus grob behauenen Salzbrocken wundervoll, stimmungsvolle Salzleuchten entstehen lassen. Auf der Straße herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Riesige, bis in den Himmel hoch beladene, alte, wunderschöne, staubige Laster drängen sich mit ebenso laut hupenden Motorrädern und Mopeds auf den nicht asphaltierten Straßen. Fußgänger müssen schnell und geschickt ausweichen, ansonsten sind sie dem „Tode geweiht“, da kein wie auch immer geartetes Gefährt es für nötig hält, für sie auch nur etwas die Geschwindigkeit zu verringern. In all dem Chaos trotten geduldige Esel mit ihren Karren, beladen mit voll verschleierten Frauen und Kind und Kegel. Überall werden wir Fotografen, die wir natürlich absolut diskret(!) mit unseren riesigen schwarzen Kameras durch die Straßen laufen, von den Einheimischen freundlichst begrüßt. Immer wieder hören wir: Willkommen in Siwa. Ja. Oft in Deutsch. Hören die Leute, dass wir aus Deutschland kommen: Daumen hoch!
Immer wieder werde ich von Menschen angehalten, um sie zu fotografieren. Angefangen beim Friseur und Barbier, dem Schuhmacher, über drei Halbwüchsige auf dem Motorrad, Jungs, die Kräuter auf einem Holzbrett anbieten. Alle wollen fotografiert werden. Der Junge setzt sich ganz wunderbar und unbefangen in Pose– und er scheint mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, da er mich zu seinen Brüdern führt, die auch fotografiert werden möchten. Welche Freude für mich!
Wir wandern mit der ganzen Gruppe auf den nicht weit entfernten Totenberg von Siwa, wo wir einen tollen Ausblick über die gesamte Ausdehnung der Oase haben und man erkennt den ganzen Reichtum an Palmen- und Olivenhainen. Der Blick schweift zum blauen Salzsee, den wir später mit unseren Eselsgespannen besuchen werden. Wir decken uns für eine kurze Mittagsrast mit frischen Orangen, Snickers und Cola ein. Unser Mittagsziel und nächste fotografische Herausforderung erwartet uns auf „Fatnas Island“, eine Landzunge inmitten des Salzsees. Diese kleine Insel besitzt eine Frischwasserquelle, gefasst in einem Brunnen, in der sich die wunderschönen hohen Palmen spiegeln. Unser Fotomeister Michael erklärt uns unsere zu bewältigenden Motive (was nicht ganz einfach erscheint) und wir erarbeiten unter manchem Zweifel und Schweißtropfen fantastische Aufnahmen von sich vor blauem Himmel kontrastreich abzeichnenden Palmblattkreationen. Der nun folgende und dokumentierte Sonnenuntergang ist wunderschön und absolut „karibisch“.
Michael versorgt uns immer wieder mit wertvollen Tipps und schließlich gibt es noch ein Fotoshooting mit jedem einzelnen vor der blutrot, kitschig-farbigen, superschön untergehenden Sonne. Dekorative und malerisch angeordnete Stühle und Tischchen aus Bambusrohr, shisharauchende, am Feuer lagernde, sich leise unterhaltende Beduinen bieten bunte und stimmungsvolle Motive. Danke, Michael, der Du uns nicht vergessen lässt, die ganze Szene und Atmosphäre auch zu genießen und die Kamera für ein paar Momente zur Seite zu legen. Lange hält sich der Himmel pastellfarben und wir genießen gemeinsam beim süßen, starken Siwatee die letzten Momente des Sonnenuntergangs. In der jetzt schnell einbrechenden Dunkelheit werden wir auf den Eselskarren über staubige, rumplige Wege zurück in die laute Stadt gebracht. Abendessen. Jetzt endlich shoppen für die Damen in dieser wunderbaren antikonsumfreundlichen Welt (;-)… – beim großen Schalkauf-Sit–In mit Teezeremonie feilschen wir wie die Araber. Michael hat uns in den Laden geführt, dessen Besitzer er kennt, und gibt uns gute Tipps, damit wir nicht übers Ohr gehauen werden. Was wir natürlich doch werden – jedoch ist unsere Ausbeute an Schals sehr gut und wir sind zufrieden damit. Und wir genießen diesen entspannten Teil des Abends auch sehr.
Mittwoch , 29. Oktober 2014
Nach dem Frühstück Besuch der verfallenen Altstadt von Siwa. Rund um eine Felserhebung schmiegen sich die mehrstöckigen, schmalen und ineinander verschachtelt gebauten Häuser. Sie sind um ca. 1200 entstanden. Das Baumaterial besteht aus Lehm, Muscheln, Palmblattfasern und Holz. Vor einigen Jahren hat es leider schwere Regenfälle gegeben, die den Zerfall natürlich noch weiter vorangetrieben haben. In einigen Häusern wohnen jedoch trotzdem noch arme Menschen, was man an trocknender Wäsche, Dachgärten und Hochwasserbehälter erkennen kann.
Nun haben wir Fotografen wieder Zeit für einen Stadtbummel durch die geschäftigen Straßen Siwas bis zu unserem nächsten „Programmpunkt.
Ich trete in einen kleinen Laden ein, in dem vollverschleierte Frauen, traditionell bestickte Paillettenteile für Hochzeitskleider verkaufen. Ich komme schnell mit ihnen ins Gespräch, d. h. einige englische Gesprächsfetzen, Handzeichen und viel Gelächter führen dazu, dass ich in ein solches Gewand gesteckt werde und fotografiert werde. (FOTO). Leider habe ich in der Zwischenzeit meine Gruppe in den Straßen von Siwa total verloren ( ) und mache mich so halt auf den Weg ins Hotel. Davor werde ich jedoch von unserem Salzsteinkünstler abgefangen und bei dem besten Siwatee mit „Louisa“ (Zitronengras) erzählt er mir von sich und seinem Leben. Nun werde ich von meinem Mann wiedergefunden und muss als Strafe der erleichterten Gruppe einen weiteren Tee ausgeben.
14:30 Uhr Abfahrt mit den Eselskarren zum Orakeltempel von Alexander dem Großen. Nach der Besichtigung der Anlage fahren wir Fotografen weiter zum Salzsee um dort den Sonnenuntergang zu erleben und nochmals Fotos davon einzufangen. Michael führt uns zu einem spektakulären Aussichtspunkt. Die Fahrt geht durch Dattelpalmenhaine, wo die Ägypter die voll tragenden Rispen abschneiden. Die Datteln werden dann später an anderen Plätzen in der Sonne ausgebreitet und getrocknet
Dann öffnet sich der Blick auf den See, der durch eine Straße geteilt ist, dem wir folgen bis wir ein Haus auf einer schmalen Landzunge erblicken. Dorthin wollen wir. Es gelingen uns wunderschöne, farbige und stimmungsvolle Fotografien von der hinter dem Berg Al-Dakrur untergehenden Sonne. Die Stimmung wird von unserem Michael natürlich noch intensiviert, indem er sie für uns mit romantischer und gefühlvoller Musik vom Handy untermalt.
Die anbrechende Nacht und der Hunger lassen uns die Rückkehr antreten. Unsere Mulis rumpeln uns durch die Dunkelheit, die nur durch die Mondsichel und die Sterne erhellt wird, am See entlang zurück zur lauten Stadt. Ein Abendessen in der lauten Taverne mit ausgezeichnetem Essen beendet den Tag für uns – doch nicht ohne den obligatorischen Tee gleich nebenan genommen zu haben.
Donnerstag , 30. Oktober 2014
Unser Tag in den Sanddünen der Libyschen Wüste.
Aufbruch 10:00 Uhr. Drei große 4-Rad-Antrieb Jeeps erwarten uns vor dem Hotel. Gespannt und voll freudiger Erwartung auf dieses Ereignis steigen wir ein. Michael instruiert uns nochmal fürsorglich wie wir uns auf dem „Wüstenritt“ zu verhalten haben: anschnallen, gut festhalten, bewegliche Teile wie Wasserflaschen und Kameras gut fixieren und los geht’s.
Durch die Stadt und unbefestigte Straßen geht es Richtung Dünen. Die Araber lassen Luft aus den Reifen, damit die Haftung im Sand besser ist. Noch gemächlich jetzt, doch bald es geht rasant auf und ab und wir sind wir inmitten der Dünen. Wir wollen das Licht –und Schattenspiel, die Weite und die einzigartigen Ausblicke festhalten und so werden wir am Fuß einer hohen Düne aus dem Jeep entlassen, um genau diese zu erklimmen, was nicht ganz einfach ist, da der Sand unter den Füßen wegfließt wie Wasser.
Als wir letztendlich oben ankommen, werden wir mit einem grandiosen Ausblick belohnt. Doch das ist noch nicht das Ziel, das Michael anstrebt. Weiter geht´s mit den Jeeps auf einer Fahrt, die uns den Atem nimmt – auf der Rückbank klammern wir drei (Max, Sabine und ich) uns aneinander fest – denken über unser Testament nach und jauchzen und kreischen, schwankend zwischen Entzücken und Angst, während Michael vorne nicht angeschnallt (der Gurt ist defekt) die ganze Fahrt einfach ganz cool filmt. Mit Ton! Man kann es nicht mit Worten ausdrücken, wie wunderbar und aufregend es ist – der 4 Rad-Antrieb zieht uns schräg die Düne empor- und – auf dem Scheitelpunkt angekommen kippen wir fast- die Fahrer halten das Auto in Balance – und abwärts geht es! Sind es 45° Gefälle? Wie absolut cool!
Immer wieder Stopps zum Fotografieren. Wir erreichen den kalten See. Eine Wasseransammlung in Form eines Badesees, gespeist aus dem Grundwasser, da wir 18 Meter in der Depression liegen, d.h. unter dem Meeresspiegel.
Wie eine Fata Morgana liegt der kleine See in einer Senke, halb umgeben von Schilfgras. Wir lagern am Ufer im Schatten unter dem Schilfgrasdach, genießen Früchte, Brot und Käse und die Beduinen reichen uns Tee dazu. Das kühle, klare Wasser lädt ein zum Baden und Schwimmen, was wir auch ausgiebig tun. Es ist wie ein langer Badetag an einem See, der nur für uns reserviert ist – Gespräche, ein kleines Schläfchen, einfach nur träumen.
Ein weiterer Stopp ist die 40 Grad heiße Quelle. Man bohrte nach Öl und fand heißes Wasser!
Wir reißen uns los vom gemütlichen Teil und satteln nochmals unsere Benzinrösser zum wilden Ritt durch den Sand. Wieder geht es steil hoch und steil bergab, aber wir schrauben uns immer höher bis wir den höchsten Punkt der Düne erreicht haben. Festhalten und genießen heißt die Devise. Angst haben wir nicht mehr, denn unsere Fahrer sind echte Könner.
Die Schatten werden länger und härter, die Wüste entfaltet in der einbrechenden Dämmerung ihre ganze Schönheit. Wir erleben nochmals einen sehenswerten Sonnenuntergang. Die kugelrunde Sonne rollt fast über die Dünensilhouette am Horizont, bevor sie ganz schnell dahinter versinkt. Beeindruckt und berührt von der Wüste, aufgewühlt von der aufregenden Fahrt und wehmütig zurückblickend auf unser erfrischendes Bad im Süßwassersee inmitten der Düneneinsamkeit kehren wir zurück in die Geschäftigkeit. Dieser Tag ist ein Highlight – DAS Highlight!
Später verdauen wir dann unsere Erlebnisse zusammen mit einem schmackhaften Abendessen hoch über den Dächern von Siwa.
Freitag , 31. Oktober 2014
Unser letzter Tag in Siwa. Wir haben den Vormittag zur freien Verfügung und nutzen die Gelegenheit um den Freitagsmarkt zu besuchen und nochmals ein wenig „streetlife“ auf unsere Fotochips zu bannen. Wir haben die Auswahl an unendlich vielen Motiven und allen Fotografen gelingen gute Aufnahmen.
Nachmittags Fahrt zu Ahmeds Garden – eine große Olivenbaum- und Dattelpalmenplantage. Wir werden dort über den Anbau und die Kultivierung der Pflanzen informiert. Das Gelände ist recht weitläufig und die Bewässerung erfolgt über Kanäle, die nach Bedarf im 14 tägigen Rhythmus geöffnet und geschlossen werden können. Die hier angebauten Datteln werden nur in Ägypten konsumiert, es wird nicht exportiert. Unsere Datteln kommen wohl aus anderen Ländern. Die Oliven werden ausschließlich zu Öl verarbeitet und in Gläser eingelegt verkauft.
Bei Tee, Datteln und Erdnüssen erfahren wir viele Hintergründe über die Arbeit in der Plantage. Die Olivenölverkostung lässt uns das fruchtige, süßliche Aroma des Öls schmecken. Danach werden wir zu den Frauen geführt (nur Frauen- Männer dürfen nicht mitgehen). Sie empfangen uns freundlich und unverschleiert. Es werden „Daten“ über Ehestand, Kinderzahl, Berufsstand und Hochzeitspläne der Tochter ausgetauscht. Wir besichtigen den Brotbackofen und machen uns dann, freundlich von den Frauen verabschiedet, auf den Rückweg. Ein kleiner Wermutstropfen trübt dann doch die Freude über den Tag, indem wir von vorbeifahrenden Jugendlichen mit Steinen beworfen werden.
Die zurückgelassenen Männer haben ihr eigenes Mittagsprogramm. Sie haben es uns nicht verraten, was die Ziele waren. Nun ja – Siwa ist ja nicht soo großstädtisch, dass man sich Sorgen machen müßte…
Nun wird gepackt, morgen früh geht es auf die lange Reise – zurück nach Kairo.
Samstag , 1. November 2014
Abfahrt 6:30 Uhr. Wir fahren mit einem neueren Bus, der hoffentlich schneller ist und wir so noch ein paar spannende Stunden in Kairo verbringen können.
Ankunft in Kairo 16:00 Uhr. Die Fahrt verlief planmäßig und ruhig. Mittagessen im Bus. ( Foto).
Kairo empfängt uns mit warmem, schwülem Wetter. Der Smog lässt keinen klaren Blick über die Metropole zu. Er hängt wie eine Glocke über dem Häusermeer. Auch der Verkehr ist immens zum totalen, aber geordneten Chaos angewachsen. Wir schieben uns Meter für Meter, dafür aber nur wenige Zentimeter vom nebenan fahrenden Auto, Bus, Motorrad oder Lastwagen getrennt der Stadtmitte und unserem Hotel entgegen. Es wird gehupt und gedrängelt, gebremst und voll Speed wieder angefahren. Wie wohl die Unfallstatistik hier aussieht?
Wir checken schnell ein und machen uns gleich auf den Weg zum Khan el-Khalili. Das ist der Markt /Basar in der Altstadt von Kairo. Das Taxi, das uns dorthin bringt kostet für 5 Minuten Fahrt umgerechnet ca. 0,80 €. Nur laufen ist noch günstiger (aber dafür weitaus gefährlicher – bei Nacht sowieso).
Von einem einheimischen Führer angesprochen, der jedoch von Michael akzeptiert wird ;-) werden wir in den islamischen Teil des Marktes geführt. Hierher verirrt sich nur selten ein Tourist. Wir sehen den Gemüse und Fischmarkt, Metzger die den abgetrennten Kalbskopf zur Begutachtung für ihre Kunden auf die Steintreppe am Eingang zum Laden legen. Hühner in Käfigen, die wahrscheinlich den nächsten Tag nicht erleben werden, da sie zu schmackhaften, gegrillten Mahlzeiten verarbeitet werden. Viele alte Handwerkskünste, wie Schneider, Bügler, Buchdruckereien mit einer echten alten Heidelberger Druckmaschine, Buchhändler, Intarsienkünstler, die wertvolle Schmuckdosen herstellen und noch tausend anderes. Wir sehen viele alte Bewohner, Arme, Bettler, Händler, fröhliche Kinder – alles umgeben von unglaublichem Schmutz und Müll. Doch hier ist es lebendig und lebensfroh. Oft hören wir auch hier einen Willkommensgruß. Müde und hungrig finden wir uns mit dem Rest der Reisegruppe im Restaurant inmitten des weitläufigen und einem Irrgarten ähnlichen Markts zusammen. Wir essen und trinken in schönem und elegantem Ambiente, jedoch sind wir uns einig, dass sich die Qualität der Speisen nicht mit der in der abgelegenen, nahe der libyschen Grenze gelegenen Oase Siwa vergleichen lässt.
Es ist spät und wir machen uns auf den Weg ins Hotel. Zu guter Letzt genehmigen wir uns auf der Terrasse im 7. Stock beim Blick über das nächtliche Kairo noch eine Flasche gekühltes Gute-Nacht-Bier.
Sonntag , 2. November 2014
Wir reisen nach Hause. Abflug planmäßig um 10:40 von Kairo, Ägypten nach Frankfurt, Deutschland.
Leider. Gerne wäre ich noch geblieben.
Lieber Michael,
wir sind alle gut und wohlbehalten wieder zuhause angekommen. Dass dies so ist, ist allein Dein Verdienst. Dank Deiner absolut 100%igen Planung der Reise im Vorfeld – was brauchen wir für welche Bedingungen, worauf können wir getrost verzichten – sind wir perfekt ausgerüstet, sowohl persönlich als auch fototechnisch, auf die Reise gegangen. Du hast unsere Gruppe ausgewählt, sie zusammengewürfelt und – wir haben zusammengepasst.
Voller Erwartung haben wir den Ereignissen, den Landschaften und dem Abenteuer entgegen gefiebert. Und wir wurden nicht enttäuscht. Du hast eine tolle, kameradschaftliche Gruppe zusammengeführt über alle Altersgruppen hinweg. Alle haben wundervoll harmoniert. Wir hatten endlosen Spaß, viele gute Gespräche und jeder hat vom anderen viel erfahren und davon profitiert. Du hast für unsere Sicherheit gesorgt, hast uns gewarnt vor möglichen Gefahren, vor Spinnen, Schlangen, Skorpionen, Abgründen, tiefen Felsspalten und sandrutschigen Flächen, Hitzschlag und Austrocknung. Du hast immer bedacht, was wir nicht bedacht hätten. Du hast uns gewarnt vor falschem Essen, das unsere Gesundheit gefährdet hätte – obwohl, so ein paar Tage Unwohlsein in Magen und Darm hat es uns schon verursacht. Was aber bald vergessen war.
Du hast uns Verhaltensregeln vorgegeben, die uns geholfen haben, uns in der so fremden Kultur zu bewegen. Du hast wertvolle Tipps und Ratschläge für uns gehabt, die es uns einfacher machten das richtige Motiv zu finden und dies besser ins „Bild“ zu setzen.
An wunderbare, wunderschöne Orte hast Du uns geführt für einmalige Fotoaufnahmen von schön-kitschigen Sonnenuntergängen am Salzsee oder hoch vom Aussichtsturm, hast uns die Sonne hinter dem Horizont untergehen sehen lassen, begleitet von deiner gefühlvollen, sehnsüchtigen Musik. Angstschauer und Freudenjauchzer hast du uns beschert auf dem Wüsten-Dünen-Ritt im Jeep! Wahnsinnige Höhen und Tiefen wechselten auf der schönsten Achterbahn der Welt. Gekrönt von atemberaubenden Aufnahmen der Sanddünen mit ihrem Licht- und Schattenspiel. Danke für Deine geführten, schnellen Fototouren- wir mussten uns so manches Mal sehr anstrengen, um mit dir Schritt zu halten- doch die abendlichen Teestunden haben uns dann wieder zur Ruhe kommen lassen.
Nun sind wir wieder zuhause. Ich glaube für alle sprechen, bzw. schreiben zu können: Es war eine unglaublich schöne, einzigartige und einmalige Reise mit Dir. All die Eindrücke, Gefühle und Erinnerungen werden bleiben. Für immer. In unseren Köpfen und in unseren Herzen. Und sollte die Erinnerungen jemals doch ein wenig verblassen, so brauchen wir nur unsere in der Fotografie festgehaltenen Erlebnisse anschauen – und schon sind wir wieder dort : In den farbigen, lichtdurchfluteten Felsschluchten des Süd-Sinai, auf den Rücken der Kamele, wo uns die sengende Sonne und der Wüstenwind in den endlosen Weiten die Augen tränen lies, träumend unter dem Sternenhimmel auf dem Moses Berg, beim Schwimmen in der Kühlen Quelle, in den einsamen hohen Dünen der Wüste und inmitten des quirligen Lebens von Siwa.
Ein ganz großes herzlichstes Dankeschön für dieses unvergessliche Erlebnis und Deine Freundschaft, die uns alle vereint hat.
Deine Wüstenreporterin Sabine, Willi, Max, Meike, Niklas, Renata, Sabine.
Im Oktober/Dezember 2014